Wie gesund ist unser Trinkwasser wirklich?

 - Autor: Gerald15. August 2024

Wir haben in der Vergangenheit des Öfteren über Wasser als Zugabe für Smoothies geredet. Sei es Quellwasser, Stilles bzw. Mineralisiertes Wasser oder Trinkwasser aus dem Wasserkran. Dabei war uns Qualität immer wichtig. Sauber sollte es sein. Und gesund sollte es sein. Deshalb haben wir einiges ausprobiert. Bei mir steht z.B. ein Wasserfilter von Dahlert in der Küche und beliefert mich und meine Familie mit ziemlich reinem Umkehrosmose-Wasser. Welches ich u.a. an unsere Senseo-Kaffeemaschine verfüttere. Die es mir mit deutlich reduzierten Kalkablagerungen dankt :) Und ja, ich weiß, der wahre Kaffee-Genießer schwört auf weiches Wasser, doch Umkehrosmose-Wasser ist den Experten eine Stufe zu weich und entmineralisiert.

Wir haben zwischenzeitlich sogar einige Wassertests durchgeführt, um zu prüfen, wie gut die Qualität des heimischen Trinkwassers ist und wieviel so ein Umkehrosmose-Gerät rausfiltert. Bei mir kam dabei heraus, dass der Wasserfilter echt gute Arbeit leistete, beim Vergleich vorher/nachher waren durch die Bank alle Werte deutlich besser geworden. Mit einem kleinen Manko - die Werte des Trinkwassers bei mir hier in Harsewinkel waren alle unter den zulässigen Grenzwerten gelegen. Womit sich mir die Frage stellte, ob ich dann nicht einfachheitshalber gleich beim Leitungswasser bleiben sollte.

Mittlerweile sehe ich die Sache aber etwas anders. Erstens sind die Grenzwerte keine Garantie für Unbedenklichkeit, es kann nicht schaden etwas mehr Abstand zu halten. Zweitens gelten die Kontrollen dem städtischen Wassernetz, die Hausinstallation ist i.d.R. außen vor, und drittens gelten diese Werte nur für Stoffe, nach denen man sucht. Doch leider fliegen da draußen viele Stoffe herum, die sich unserer Trinkwasser-Überwachung entziehen. Seien es Mikroplastik, Nanopartikel, Arzneimittelrückstände, Pestizide oder PFAS. Gerade letztere sind im wahrsten Sinne des Wortes eine tickende Zeitbombe.

Bestärkt in dieser Meinung hat mich das folgende Video von Michael Scholze von Lebendiges-Trinkwasser.de, in welchem er sich mit dem Thema PFAS auseinander setzt.

Leitungswasser - ist es wirklich ungesund?
Leitungswasser - ist es wirklich ungesund?

Ich kannte schon vorher den Film "Dark Waters". Dieser basiert auf einer wahren Geschichte des Umweltanwalts Robert Bilott, der einen langjährigen Rechtsstreit gegen den Chemiekonzern DuPont führte. Hierbei ging es um PFAS. Ein echter Krimi, weit weg von uns, quasi Tatort USA. Dass dieser Tatort jetzt aber schon direkt vor meiner Haustür spielt, damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet. Dabei fand man schon letztes Jahr das Umweltgift PFAS auch hier im Kreis Gütersloh. Doch leider ist das damals meiner Aufmerksamkeit entgangen. Und das Zeug zieht immer weitere Kreise: PFAS im Trinkwasser: Immer mehr Skandale in ganz Europa.

The Forever Pollution Project

Es gibt ein interessantes Projekt mit Namen "Forever Pollution". Dieses Projekt zielt darauf ab, die Öffentlichkeit und Entscheidungsträger über die Gefahren von PFAS aufzuklären. Es geht darum, zu zeigen, wie weit verbreitet diese Chemikalien bereits in der Umwelt sind und welche langfristigen Auswirkungen sie haben könnten. Ein zentrales Element des Projekts ist die Kartierung von PFAS-Kontaminationsstellen. Durch diese Sammlung und Analyse von Daten wird sichtbar, wie nahe uns das leidige Zeug schon auf den Pelz gerückt ist. Ich empfehle jedem von euch, sich einmal tiefergehend mit dem Thema und den Karten zu beschäftigen. Die umfassendste Karte bietet einer der Haupt-Initiatoren des Projektes an - Le Monde. Schaut euch mal um - bei euch zu Hause.

PFAS - die tickende Zeitbombe

Ein paar erklärende Worte zu PFAS. Die Bezeichnung stammt vom englischen Namen "per- and polyfluoroalkyl substances" ab, im Deutschen spricht man in der Regel von "Per- und polyfluorierten Alkylverbindungen". Es handelt sich um eine Gruppe von über 10.000 Chemikalien, die aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften in zahlreichen Produkten des täglichen Lebens eingesetzt werden. Von beschichteten Pfannen a la Teflon über Outdoor-Kleidung, beschichtetem Papier bis hin zu Feuerlöschschaum – PFAS sind einfach überall. Doch was viele nicht wissen: Diese Chemikalien können schwerwiegende Folgen für unsere Gesundheit und die Umwelt haben.

Das Problem - PFAS sind extrem langlebig und reichern sich in der Umwelt und in unserem Körper an. Sie werden daher auch als "Ewigkeitschemikalien" bezeichnet. Studien haben gezeigt, dass PFAS mit einer Reihe von Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht werden kann, darunter Krebs, Schilddrüsenerkrankungen, Leberschäden, Beeinträchtigung des Immunsystems und Entwicklungsstörungen bei Kindern. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass PFAS in vielen Regionen Deutschlands bereits im Trinkwasser nachgewiesen wurden. Und auch wenn die Konzentrationen oft unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen, diese Grenzwerte bröckeln gerade gewaltig. Was man an den radikalen Verschärfungen bei den amerikanische PFAS Grenzwerten erkennen kann.

PFAS-Grenzwerte für Tinkwasser in verschiedenen Ländern © Daniela Gschweng

PFAS-Grenzwerte für Tinkwasser in verschiedenen Ländern © Daniela Gschweng

Wenn ihr euch ein Bild von der verschwindend geringen Menge machen wollt, die es benötigt, um den zukünftigen US Grenzwert zu reißen. Stellt euch mit einer Pipette PFAS an den Rand eures Hallenbades und lasst einen Tropfen der Chemikalie ins Wasser tropfen. Das war's schon. Ihr habt den Grenzwert überrissen. Irgendwie lustig, wenn es nicht so traurig wäre ;-)

Und nun. Was tun?

Was das Trinkwasser angeht, ist die Sache recht einfach. Mit einem guten Aktivkohle-Filter oder einen Umkehrosmose Gerät kann man PFAS sehr gut aus dem Trinkwasser heraus filtern. Ob man sich solch ein Gerät präventiv zulegt oder vorher noch auf einen entsprechenden PFC / PFAS Wassertest zurück greifen möchte, ist Geschmackssache. Leider kosten die meisten Tests etliche Euronen. Und leider ist es mit dem Trinkwasser alleine nicht getan. Da PFAS sich auch über die Luft, den Regen, das Grundwasser und damit auch über Lebensmittel ausbreitet, haben wir es mit einem regelrechten Mehrfronten-Krieg zu tun. Ganz zu schweigen von den beschichteten Lebensmittel Verpackungen, Kochgeschirr oder Haushaltsgeräten/-produkten. Daher sind Techniken wie Vermeidung, Reinigung, Bewusstsein und Weiterbildung angesagt.

Und denkt bitte nicht nur an euch und eure Angehörigen, auch euer Haustier ist diesem gefährlichen Zeug hilflos ausgesetzt. Unsere Rika, eine kleine wasserliebende Labrador-Hündin, liebt es Stöckchen aus den benachbarten Gewässern zu fischen. Doof nur, wenn man dann lesen muss, dass der örtliche Bach zu den PFAS Fundstellen gehört.

Update: Falls ihr euch fragen solltet, ob Destillation gegen PFAS im Wasser hilft. Die Antwort lautet im Großen und Ganzen ja. Diese Methode ist aber energietechnisch ineffizient und auch nicht ganz so effektiv wir Aktivkohle Filter oder Umkehrosmose. Destillation ist nicht für alle Arten von PFAS gleich wirksam. Daher sollte man Destillation eher ergänzend verwenden, als alleiniges Heilmittel reicht es eventuell nicht aus. Die etwas effizientere und effektivere Variante der Vakuumdestillation kommt dagegen für normale Haushalte nicht wirklich in Frage. Zudem sollte man eine gewisse Vorsicht im Umgang mit destilliertem Wasser walten lassen.

Über den Autor

Gerald Steffens

Vorrangig kümmere ich mich um die Technik der Grünen Küche. Neben der digitalen Welt lebe ich aber auch noch in der realen. Hier stehe ich dann ab und an in der Küche, neben meinem Bianco Primo  oder Hurom H-AA und probiere Dinge aus. Selbst vorm selbst gemachten Selleriesaft mache ich nicht halt. Und über meinen legendären goldenen Kurkuma Smoothie redet die Familie heute noch.

Ich versuche mich gesund und grün zu ernähren, eine Krebserkrankung hat mich sensibilisert, was den Verzehr von Fleisch angeht. Bis zum Veganer habe ich es aber noch nicht geschafft ;-)

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